Abstract: Sebastian Seyferth
Argumentationsmuster bei Martin Luther und Augustin von Alveldt – Zur interkonfessionellen Polemik innerhalb zweier Streitschriften aus dem Jahr 1524
Dass sowohl altkirchliche als auch reformatorische Gelehrte den damals noch jungen Buchdruck geschickt einzusetzen wussten, ist weithin bekannt. Flug- und Streitschriften bestimmten und beeinflussten in enormer Weise den medialen Glaubenskrieg im 16. Jahrhundert. Während Flugschriften massenkompatibel waren, wurzelten Streitschriften im scholastischen Diskurs und wandten sich polemisch an gebildete Schichten. In der Analyse stehen zwei aufeinander bezugnehmende Streitschriften im Fokus, deren Disput öffentlich ausgetragen wurde.
Einer der beiden Verfasser, der Franziskaner und Exeget Augustin von Alveldt, gehörte zu den schärfsten Kritikern Martin Luthers. Mit seiner Verteidigungsschrift: Wyder den Wittenbergischen Abgot Martin Luther (1524) reagiert er auf die luthersche Streitschrift: Widder den newen Abgott und allten Teuffel, der zu Meyssen sol erhaben werden (1524). Aus diesem Titel geht hervor, dass die neukirchliche Seite die Heiligsprechung des Bischofs Benno von Meißen (1010–1106) scharf kritisiert. Heiliggesprochen wurde er 1523 durch Hadrian VI.
In den Blick genommen werden sollen die diametralen Argumentationsschemata sowie stilistisch-semantische Besonderheiten. Ebenso lohnenswert ist es, die beiden Texte in Bezug auf lexikalisch-syntaktische Kriterien zu untersuchen. Des Weiteren ist ein pragmatischer Blick auf die Texte aufschlussreich für die Sichtbarmachung unterschiedlicher illokutionärer Sprechakte. Dieses lässt sich etwa an den Direktiva, aber auch an den Expressiva demonstrieren.
Um insgesamt einer funktionalen Sprachgeschichtsperspektive zu entsprechen, werden linguistische Sprachmuster der Ausdrucksseite des sprachlichen Zeichens bezogen auf deren Inhaltsseite. Diese Dichotomie bzw. deren relationale Beziehungen gegenüber der textuellen Ebene kennzeichnen Schreibintentionen, aber auch Textfunktionen.