Abstract: Stefan Mähl
Olaus Petri und die Reformation in Schweden – Beobachtungen zu seiner Textproduktion und zur sprachlichen Situation im Schweden des 16. Jahrhunderts
Olaus Petri (Phase) – schwed. Olof Pettersson – wurde 1493 (oder 1497) in Örebro als Sohn eines Schmiedes geboren und starb 1552 in Stockholm. Er gilt – neben seinem Bruder Laurentius Petri und dem Erzdiakon des Domkapitels in Strängnäs Laurentius Andreae – als der Reformator Schwedens. Seine theologische Ausbildung erhielt er in Uppsala, Rom, Leipzig und Wittenberg. Für die erste Generation schwedischer Reformatoren war Martin Luther die wichtigste theologische Bezugsgröße und Olaus Petri hat während seines Wittenberger Aufenthaltes 1516–1518 bei Martin Luther, aber auch bei Philipp Melanchthon, studiert. Er hat also den Beginn der Reformation miterlebt. Nach dem Studium in Wittenberg ging er nach Schweden zurück. Dort hat der zum Diakon geweihte Olaus als Prediger am Dom zu Strängnäs gearbeitet. Trotz eines im Jahr 1524 vom Erzbischof in Uppsala ausgesprochenen Kirchenbannes gegen ihn, konnte er dank königlichen Schutzes weiterhin reformatorisch predigen. Nach dem Streit mit dem Erzbischof berief König Gustav Vasa ihn zum Sekretär des Stockholmer Magistrats. Durch diese Maßnahme entzog der König ihm die kirchliche Gerichtsbarkeit, aber stellte ihm kurz darauf die sog. Storkyrka in Stockholm als Predigtstätte zur Verfügung.
Mit königlicher Unterstützung setzten sich bereits in den 1520er und 1530er Jahren grundlegende reformatorische Forderungen durch: das Neue Testament wurde ins Schwedische übersetzt, das Kloster- und Kirchengut wurden reduziert und ab 1531 wurde die schwedische Messe sukzessiv eingeführt. 1541 folgte dann die erste Gesamtbibel in schwedischer Sprache – die sog. Gustav Vasas bibel (die Gustav-Vasa-Bibel), die in großen Teilen als eine Übersetzung der Luther-Bibel charakterisiert werden muss. Obwohl Schweden tatsächlich bereits vor 1550 ein lutherisches Land war, wurde die römisch-katholische Kirche erst 1593 auf der Synode in Uppsala verurteilt und offiziell abgeschafft. Schweden war nun ein lutherisches Reich.
Als Autor, Bearbeiter und Übersetzer juristischer und theologischer Schriften wirkte Olaus Petri als Motor der Reformation in Schweden. Seine Messe, Postille und Psalmen erhielten einen festen Platz im schwedischen Gottesdienst. Er schrieb polemische Schriften gegen Klosterleben, Messe, Zölibat usw. Durch seine vielfältige Textproduktion im 16. Jahrhundert hat er die schwedische Sprache in vieler Hinsicht beeinflusst. Im Vortrag werden einige Aspekte seiner Tätigkeit als Reformator, Schriftsteller und Übersetzer sowie die sprachliche Situation im Schweden des 16. Jahrhunderts behandelt.