Abstract: Britt-Marie Schuster
Luthers Netzwerke: Soziolinguistische Perspektiven auf den Sprachgebrauch des Reformators
Luthers Sprachgebrauch wird in der Sprachgeschichte sowohl hinsichtlich seiner Traditionsbindung als auch hinsichtlich innovativer Sprachveränderungen betrachtet. Während der Verweis auf die Traditionsbindung und damit auch auf Konventionalität die soziale Dimension seines Sprachgebrauchs andeutet, werden die Veränderungen seines Sprachgebrauchs im Lauf seines Lebens als Werk eines Einzelnen dargestellt. Seine (vermeintlichen) sprachlichen Neuerungen werden m.E. kaum als sozial und kommunikativ vermittelter Prozess begriffen, wie es generell Forschungen zum Sprachwandel aus der historischen Soziolinguistik nahelegen würden.
Der Vortrag verfolgt zwei Ziele: Einerseits soll unter Berücksichtigung seiner vergleichsweise selten betrachteten privaten Korrespondenz und auf der Grundlage einer Längsschnittuntersuchung überprüft werden, ob die für Luthers Sprachschaffen angeführten innovativen Charakteristika tatsächlich zutreffend sind. Andererseits soll das deutschsprachige Schreiben enger Weggefährten betrachtet werden, um zu ermitteln, ob sich etwaige Veränderungen nicht als Werk einer ‚rebellischen‘ Generation und/oder als gemeinsame Arbeit an einem spezifischen konfessionellen Stil interpretieren lassen.